Interviews

Frauen demonstrieren gegen den Gender-Pay-Gap

Gegen die Abwälzung der Krise auf den Rücken von Frauen!

„Solidarische Gesellschaften aufbauen, herrschaftliche Systeme überwinden.“ Am 12. Juni lud das Frauenzentrum Wien zum „Feministischen Raub-Aktionstag”, um für die Gleichstellung und gegen den Gender-Pay-Gap zu demonstrieren.

Bettine Ties, eine Teilnehmerin im Gespräch:

Warum haben Sie an dieser Demonstration teilgenommen?

Es ist mir ein Anliegen, am Diskurs zu Gleichstellungsfragen teilzunehmen, mich zu vernetzen und mich einzubringen.

Worum es geht?

Es geht darum, dass Frauen lernen, ihr Wollen ins Zentrum ihres Denkens und Handelns zu stellen und Möglichkeiten schaffen, gut für sich zu sorgen. Dazu gehört allem voran eine wirtschaftliche Grundbildung an den Schulen. Frauen müssen außerdem besseren Zugang bekommen zu bisher stereotypisch männlichen Berufen, umfassende kostenlose Kinderbetreuungsmöglichkeiten sollten längst kein Thema mehr sein sein, die Väterkarenz muss in größerem Umfang genutzt werden und eine bessere Entlohnung der sozialen Berufe stattfinden.

Bild: Die Meinung

Hat die Coronakrise Einfluss auf die Frauen?

In der Coronakrise wird sichtbar, dass viele Frauen Teilzeit arbeiten, in der Kinderbetreuung und Hausarbeit mehr als 50% übernehmen und, dass im Zweifelsfall eben wieder sie es sind, die 100% der unbezahlten Arbeit erledigen. Das wirkt sich aus auf den Selbstwert, das Bild, das die Kinder aufnehmen und natürlich auf die Pensionen.

Welche Herausforderungen haben Frauen auf ihrem Weg zur Gleichstellung?

Frauen haben Aufholbedarf, wenn es darum geht, ihr ökonomisches Leben vollumfänglich in die eigene Hand zu nehmen. Natürlich gab es große Fortschritte, aber die alten Mechanismen wirken weiter, wie man am Gender-Pay-Gap, der Pensionsschere, der wirtschaftlichen Bildung von Frauen im Vergleich zu jener der Männer sieht. Betrachtet man die Situation in anderen europäischen Ländern, sieht man: In Österreich gibt es viel zu tun.

Wie kommt es zu Gewalt an Frauen?

Ökonomische Abhängigkeit kann zu der Situation führen, dass Frauen in Beziehungen ausharren, in denen sie psychischer bzw. physischer Gewalt ausgesetzt sind. Es braucht mehr Einrichtungen der Wiener Frauenhäuser auf der einen und mehr Finanzbildung auf der anderen Seite.

Bild: Die Meinung

Hekmat Hanh

Journalistin, Chefredakteurin Die Meinung

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