Die meisten arabischen Migrantinnen und Migranten verlassen ihre Heimat aufgrund eines Krieges oder der vor Ort herrschenden politischen Umstände und sind auf der Suche nach Freiheit, Sicherheit und sozialer Gerechtigkeit. Sobald eine Migrantin/ein Migrant ein Land wie Österreich erreicht, ist sie/er fasziniert von den antiken Gebäuden, den majestätischen Statuen, den sauberen Straßen und natürlich von der Landschaft, die die Nerven beruhigt und die Augen mit ihrer Schönheit verzaubert.
Nach der Ankunft in ein neues Land entsteht jedoch ein innerer Konflikt zwischen den anerzogenen Werten der arabischen Heimat und den Werten der offenen westlichen Gesellschaft, unter dem die meisten sehr leiden. Es ist, als müsste man einen altgewohnten Mantel aus- und einen neuen anziehen. Dieser Konflikt entsteht, obwohl das neue Land sie im Großen und Ganzen mit offenen Armen aufnimmt und ihnen die Freiheit bietet, derer sie im Heimatland beraubt wurden. Besonders Frauen haben in der europäischen Welt einen anderen Stellenwert und erlangen neue Rechte, wie zum Beispiel die freie Kleidungswahl.
Manche Migranten leben sich gut ein und lernen Freunde kennen, auch aufgrund des Entgegenkommens von Seiten der österreichischen Gesellschaft und durch Angebote wie die Deutschkurse der Caritas oder der Diakonie, die ehrenamtliche Arbeit vieler Freiwilliger. Viele Migrantinnen und Migranten versuchen, sich in die Gesellschaft einzuleben, etwa Studenten und andere junge Menschen mit dem Ziel, Erfolg und Stabilität hier zu finden. Doch viele Migrantinnen und Migranten glauben auch, dass die westliche Gesellschaft aus lauter Ungläubigen besteht, die Alkohol trinken und freizügige Kleidung tragen – ohne zu sehen, dass sich hier auch die Möglichkeit bietet, sich geistig und persönlich zu entfalten.
Sie glauben, dass es eine Sünde sei, abends Clubs zu besuchen oder eine Partnerin/einen Partner zu haben, obwohl es genau diese Handlungsfreiheit ist, nach der sie sich sehnen. Dadurch entsteht der innere Konflikt zwischen dem, was man eigentlich möchte und dem, was die eigene Kultur einem übermittelt hat. So beginnt die Isolierung von der Gesellschaft in der man lebt. Dazu kommen die Schwierigkeiten mit der fremden Sprache, die der Schlüssel zu einer erfolgreichen Kommunikation untereinander ist.
Auch die europäische Akzeptanz gegenüber Menschen mit einer anderen Hautfarbe beziehungsweise einer anderen Religion wird von vielen nicht gutgeheißen, da sie in ihrem Heimatland, vor allem im arabischen Raum, deren Diskriminierung gewohnt sind. Nach außen hin wird die Idee der Gleichberechtigung zwar akzeptiert, doch im Gespräch mit Landsleuten zeigt sich, dass das keine innere Haltung ist. Gleichzeitig fühlen sich viele durch die Politik in ihrer arabischen Heimat hintergangen und ihrer Freiheit beraubt. Viele Emigrantinnen und Emigranten entwickeln Hass und Rachegefühle der arabischen Gesellschaft gegenüber und wenden sich von ihr ab.
Die Erinnerungen an die Familie und Freunde im Herkunftsland bleiben aber, trotz aller Benachteiligung, die man dort erfahren hat. Nostalgische Erinnerung an Kindheit und Jugend kommt auf, eine Sehnsucht nach dem alten Leben. Viele Migranten suchen nach Wegen, mit den Herausforderungen der Entfremdung zu leben, die Zeit und neue Kontakte helfen – aber das Heimweh bleibt, trotz der äußeren Integration.
Sehr gut gemacht frau Hekmat Hanh 👏 ❤️