Interviews

Aus Syrien nach Österreich, Interview mit Raed Alazawi

Herr Raid kam 2015 als Flüchtling aus Syrien nach Österreich. Seit er hierhergekommen ist, ist er im Politik-, Wirtschafts- und Bildungsbereich sehr aktiv.
Auf meine Fragen antwortete er:

1-) Sie sind als Flüchtling nach Österreich gekommen. Jetzt vertreten Sie syrische Flüchtlinge bzw. Asylberechtigte. Wie sehen Sie die Themen der Wahlkampagne im Wiener Wahlkampf?

Als Asylberechtigter finde ich, dass die Wahlkampagne mancher Parteien diskriminierend war und rassistische Inhalte hatte, was meiner Meinung nach ein Verstoß gegen Menschenrechte ist und nicht zur Gleichberechtigung und Demokratie in Österreich passt. Natürlich darf jeder seine Meinung äußern, aber ohne die Grenzen zu überschreiten oder die anderen zu verletzen. Solche Kampagnen unterstützen nur die Rechtsradikalen. Andere Parteien geben uns aber die Hoffnung, dass ein Zusammenleben doch möglich ist.

2) Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach Integration, um dieses Zusammenleben zu ermöglichen?

Integration ist sehr wichtig, da es der einzige Weg für uns bzw. für alle Migranten*Innen ist, uns ein Leben hier aufzubauen und unsere Ziele in verschiedenen Bereichen zu erreichen.

Meiner Meinung nach kann Integration durch die folgenden Schritte erreicht werden: zuerst das Erlernen der Sprache mithilfe von Sprachkursen, zweitens Arbeitschancen z.B. durch das AMS, ganz besonders für Ältere, die Schwierigkeit mit der Sprache oder mit der Anerkennung ihrer Zertifikate haben.

Leider sind diese Punkte nicht realisiert, deshalb bleibt Integration ein Thema, das nur im Wahlkampf verwendet wird.  Darüber hinaus wird Integration seitens der rechten Parteien missbraucht, was weder für die Österreicher noch für uns als Flüchtlinge hilfreich ist.

3.) Ich arbeite seit ca. fünf Jahren im Flüchtlingsbereich und habe gesehen, dass durch die Unterschiede in der Kultur, in den Rechtsauffassungen und in den sozialen Kompetenzen viele und neue Probleme entstanden sind. Wird darüber neutral und sachlich diskutiert? Welche Fehler kamen Ihrer Meinung nach von Seiten der Asylanten, was müssten diese selbst tun?

Die großen Unterschiede auf allen Ebenen sind eine große Herausforderung für alle. Um damit umzugehen, werden viel Arbeit, Ausdauer, Geduld und vor allem der Wille zum Zusammenleben nötig sein. Die Flüchtlinge sind wie alle Menschen, es gibt unter ihnen bessere und schlechtere. Es ist unfair, wenn man alle in einen Korb wirft.

Für mich gibt es keine schlechten Flüchtlinge so wie es für mich auch keine schlechten Menschen gibt, es gibt Menschen die ihre Werte verloren haben, mit unterschiedlichen Situationen nicht umgehen können oder überfordert sind.

4.) Wie sehen Sie als Vertreter für Flüchtlingen/Asylanten die Zukunft?

In der Zukunft erwarte ich große sowie schwere Herausforderungen und Konflikte, auf die wir uns gut vorbereiten sollen. Ich erwarte auch starke Änderungen ganz besonders in der Politik, da Österreich sich seit 2015 mehr nach rechts biegt.

Deswegen müssen wir zusammenarbeiten und hart arbeiten, um das falsche Bild, das rechte Parteien von den Flüchtlingen sowie den Migranten*Innen ganz besonders während des Wahlkampfs verbreitet haben, zu ändern. Wir werden es schaffen, dass wir uns integrieren, produktiv und erfolgreich sein können.

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Zeinab Mohamed

Sozialberaterin für Jugendliche und junge Erwachsene

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