Meinungen

Im Park gehen mir die Augen auf

Auf einem Spielplatz, wo sich vor allem Migrant*innen aus der Enge der Wohnung befreien, ist es mir besonders deutlich geworden.

Ich bin Fußballspielen mit Enkel und Enkelin beide spiele sehr gut, das Mädchen fast noch besser, zumindest wenn Opa berücksichtigt dass sie viel jünger ist. Das hat´s zu meiner Jugend nicht gegeben, dass Mädchen an Fußball Freude haben.

Und ich beobachte einen jungen Mann, er turnt, macht sich fit, stark für Matura und Berufseinstieg. Eine Stunde lang, einmal harte Klimmzüge, einmal sanfte Schwünge an Stange hängend über den Kopf. Immer freundlich zu uns blickend. Ein Red Bull ist mit, wenn er Pause macht Eine Stunde lang, grüßt freundlich, bietet mir an einen besseren Ball zu holen, er wohne nur drei Minuten vom Park. Weil meinem die Luft ausgeht. Er hat sie wieder und macht weiter.

Dann kommt eine junge Frau, mit Kind. Sie isst, das Kind wird gefüttert mit Schokolade und Kuchen. Sie tut sich schwer beim Gehen, ist sehr dick, obwohl auch weit jünger als zwanzig. Wahrscheinlich gleich alt mit dem jungen Mann. Sie schaut nicht auf, sie erwidert meinen Gruß nicht, blickt starr in die entgegengesetzte Richtung.

Österreich hat sicher noch keine Gleichberechtigung. Aber der Unterschied im Park um zwei Babyelefanten größer als zu meiner Jugend. Sport und offene Kommunikation auf der einen Seite. Unbeweglichkeit und permanentem Naschen, und zuckersüßem Getränk bei Durst. Ängstlich wenn angesprochen, wahrscheinlich kaum Deutsch.

Der Junge war aus dem Kosovo, er wird seinen Weg machen, uns bereichern. Ein gesundes Leben führen, sich freuen mit anderen zu sprechen, bei der Arbeit, im Park, beim Tanzen wenn der Lockdown vorbei ist. Die junge Mutter wird fünf, sechs weitere Kinder bekommen, keine Schule besuchen, nicht deutsch sprechen, nicht arbeiten, vielleicht später ein bisschen Putzen, wenn die Kinder außer Haus sind. Und der Mann hoffentlich noch da ist.

Leider wissen wir, dass das nicht nur bei uns so ist und bei den Migrant*innen aus dem Süden. In den USA sinkt die Lebenserwartung durch schlechte Ernährung („obesity“), steigenden Körperumfang, besonders bei Frauen und Minderheiten.

Bei uns steigt die Aktivitätsperiode, wenn wir uns so benehmen wie der junge Mann. Hoffentlich steckt er seine Altersgenoss*innen an.

Karl Aiginger

Querdenker mit Migrationshintergrund

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